Laut der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN sind heute über 44.000 Arten vom Aussterben bedroht - das sind knapp ein Drittel aller bekannten Arten (Stand 2/2024). Für einen Großteil der weltweit lebenden Arten ist die Datenlage nicht ausreichend, um sie überhaupt bewerten zu können. Das heißt: viele Arten sind nicht ausreichend erfasst oder bekannt.
Die Auswirkungen des Artensterbens sind mindestens genauso gravierend für uns als Menschheit wie die des Klimawandels, weshalb diese beiden Krisen in den letzten Jahren auch immer öfter als Zwillingskrise betitelt werden. Doch im Gegensatz zur Klimakrise, bei welcher wir immer neue Technologien entwickeln um dieser entgegen zu treten, stehen wir beim Verlust der biologischen Vielfalt vor einem weiteren Problem.
Dem Aussterben der Artenkenner:innen.
Die Menschen, die unsere heimischen Arten benennen können, werden immer weniger: Nach einer vom BUND in Auftrag gegebene Befragung hat die Zahl der Artenkenner:innen in den letzten 20 Jahren um 21 Prozent abgenommen. Zusätzlich läuft auch bei den Artenfachleuten der demographische Wandel: weniger als 10 Prozent der Artenkennerinnen und Artenkenner sind unter 30 Jahren. Nachwuchs wird also dringend gebraucht!
„Nur was man kennt, kann man schützen“
Dies bezieht sich nicht nur auf das Vorkommen von Arten, sondern auch generell auf das Ansprechen von Tieren, Pflanzen und Pilzen. Immer weniger Menschen verfügen über das Wissen, Arten zu unterscheiden und damit auch über das Wissen die ökologischen Zusammenhänge zu analysieren und Schutzmaßnahmen zu empfehlen. Hier wollen wir mit dem ArtenFinder und der BANU Zertifizierung/ Qualifizierung für Artenkenntnis unseren Beitrag leisten, um die Artentenkenntnis in Rheinland-Pfalz zu verbessern. Experte:innen zu vernetzten und so dem Aussterben der Artenkenner:innen entgegen zu wirken.
Den Artenkenntnis bildet die Grundlage für viele Arbeiten im Naturschutz.
Nur Artenkenntis-Expert:innen sind in der Lage, durch ihr Wissen rund um die Arten die Gefährdung einzelner Arten einzuschätzen. Mit dem Aussterben dieser Artenkenner:innen geht auch Wissen über die Lebensraumansprüche und Lebensweisen der Arten verloren und damit auch das Wissen um adäquate Schutzmaßnahmen.
Aber der Weg zur vertieften Artenkenntnis ist lang und herausfordernd. Besonders Artengruppe in welchen es jeher wenige Expert:innen gab sind oft schwierig für einsteigende Personen zu erschließen. Weiterhin ist klar, dass unterschiedliche Personen auch unterschiedliche Niveaus für die Kenntnisse anstreben. Nicht alle können oder wollen Expert:innen für beispielsweise Libellen werden. Aber jede Person kann mit ihrem Interesse an Arten und Biodiversität helfen diese zu schützen, egal auf welcher Niveaustufe. Deshalb ist es nötig, ein breites Angebot für Interessierte und Einsteiger:innen zu schaffen. Es brauchen ein ansprechendes Kursangebot, die Möglichkeiten für langfristiges Lernen und die Unterstützung und Begleitung durch Mentor:innen. Hier wollen wir Ihnen zeigen, wo Sie ihre Artenkenntnis erweitern und vertiefen können oder wie sie als Person mit Artenkenntnis aktiv werden können.